Donald Trump hat wiederholt Zölle als Druckmittel eingesetzt, um politische oder wirtschaftliche Ziele zu erreichen, die oft nur lose mit Handel zusammenhängen. Diese Strategie birgt erhebliche wirtschaftliche Risiken und Herausforderungen, sowohl für die USA als auch für ihre Handelspartner, einschließlich Europa. Während Zölle in bestimmten Fällen sinnvoll sein können, zeigen Trumps Vorschläge, wie dieses Instrument missbraucht werden kann und wie es oft mehr Schaden anrichtet, als es Nutzen bringt.

Der inflationäre Effekt von Zöllen

Zölle erhöhen unmittelbar die Preise importierter Waren, was häufig zu höheren Verbraucherpreisen führt. Die US-Denkfabrik Tax Foundation schätzt, dass die von Trump und Biden erhobenen Zölle den durchschnittlichen US-Haushalt jährlich 200 bis 300 Dollar kosten. Diese Kosten werden nicht durch eine nachhaltige Steigerung der heimischen Produktion ausgeglichen. Stattdessen passen Unternehmen ihre Lieferketten an, um Zölle zu umgehen, etwa durch den Export von Waren über Drittländer wie Vietnam. Dieser Effekt zeigt, dass Zölle die Globalisierung nicht stoppen, sondern lediglich verkomplizieren.

Ein weiteres Problem ist, dass Zölle wie eine versteckte Verbrauchssteuer wirken, die die Inflation antreibt. Während Trump öffentlich gegen die Inflation kämpft, hat seine Zollpolitik in der Vergangenheit dazu beigetragen, die Lebenshaltungskosten zu erhöhen. Die gleichzeitige Förderung der inländischen Produktion, etwa durch den Inflation Reduction Act (IRA), kann diesen Effekt nicht vollständig kompensieren. Vielmehr stehen Subventionen und Zölle in einem fragilen Gleichgewicht, das hohe Kosten für Steuerzahler und Verbraucher verursacht.

Zölle als geopolitisches Druckmittel

Trumps Ansatz, Zölle einzusetzen, um politische Zugeständnisse zu erzwingen, ist ökonomisch und politisch fragwürdig. Die Drohung, Kanada, Mexiko und China mit Zöllen zu belegen, um Grenzkontrollen zu verschärfen, verkennt die tatsächlichen Wirkmechanismen von Handelsbeschränkungen. Zölle können illegale Migration oder Drogenhandel nicht direkt beeinflussen. Vielmehr schaden sie den betroffenen Volkswirtschaften und letztlich auch den USA selbst, indem sie Handelspartner entfremden und die internationalen Beziehungen belasten.

Ein zentraler Aspekt von Trumps Zollpolitik ist die Frage, auf welche Berater er gerade hört. In seinem Umfeld gibt es unterschiedliche Strömungen: von „ökonomischen Nationalisten“, die Zölle als Allheilmittel zur Stärkung der heimischen Wirtschaft sehen, bis hin zu Tech-Milliardären wie Musk, die Handelskriege vermeiden wollen, um ihre Geschäftsinteressen zu schützen. Diese Widersprüche führen zu inkonsistenten Entscheidungen. Einmal ist Trump der „Zoll-Mann“, ein anderes Mal der „Dealmaker“. Diese Unberechenbarkeit verstärkt die Unsicherheiten in den globalen Märkten und kann beträchtlichen Schaden anrichte.

Zölle und die nationale Sicherheit

Einer der Gründe, warum Zölle auch unter Joe Biden Bestand haben, ist ihre Rechtfertigung durch Sicherheitsbedenken. Zölle, die ursprünglich gegen China verhängt wurden, bleiben bestehen, um den Anschein zu wahren, dass die nationale Sicherheit Priorität hat. Dies erschwert es, sie zurückzunehmen, ohne innenpolitisch als schwach zu erscheinen. Gleichzeitig nutzt die Biden-Regierung Zölle, um ihre eigene Wirtschaftspolitik zu unterstützen, wie etwa durch den Schutz heimischer Industrien, die von Programmen wie dem Chips Act gefördert werden.

Dieser Ansatz ist jedoch nicht ohne Nachteile. Während spezifische Zölle auf Produkte wie Solarzellen und Halbleiter kurzfristig heimische Arbeitsplätze schützen können, erhöhen sie die Produktionskosten und beeinträchtigen langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft. Zudem tragen sie wenig dazu bei, die Abhängigkeit von China zu verringern, da die globale Lieferkette flexibel genug ist, um neue Wege zu finden.

Die Auswirkungen auf Europa

Für Europa ist Trumps aggressive Zollpolitik ein Alarmsignal. Bereits in seiner ersten Amtszeit hat er Handelskonflikte mit der EU geschürt, etwa durch Zölle auf Stahl und Aluminium. Sollte Trump wieder Präsident werden, könnten ähnliche Konflikte erneut aufflammen. Besonders Deutschland könnte ins Visier geraten, da die USA zunehmend der wichtigste Handelspartner für deutsche Exporte sind. Dies erhöht Trumps Verhandlungsmacht und die Abhängigkeit der EU von den USA.

Die EU selbst befindet sich in einem schwierigen Balanceakt: Einerseits versucht sie, sich aus der strategischen Abhängigkeit von China zu lösen, andererseits braucht sie den Zugang zum US-Markt. Diese Zwickmühle könnte dazu führen, dass Europa „falsche Deals“ eingehen muss, wie schon in Trumps erster Amtszeit, bei denen Zugeständnisse gemacht werden, die langfristig keinen Bestand haben.

Sind Zölle jemals sinnvoll?

Zölle können unter bestimmten Umständen sinnvoll sein, etwa um neue Industrien zu schützen oder unfaire Handelspraktiken auszugleichen. Beispiele wie der Inflation Reduction Act zeigen, dass selektive Zölle in Kombination mit Subventionen den Aufbau strategisch wichtiger Industrien fördern können. Allerdings müssen solche Maßnahmen gut durchdacht und zielgerichtet sein. Willkürliche oder übermäßig hohe Zölle, wie sie Trump vorschlägt, führen hingegen zu Marktverzerrungen, höheren Preisen und einer Reduktion der globalen Wettbewerbsfähigkeit.

Fazit: Eine zerstörerische Strategie

Trumps Einsatz von Zöllen ist ein Lehrbeispiel dafür, wie ein eigentlich nützliches wirtschaftspolitisches Instrument destruktiv wirken kann, wenn es nicht strategisch und langfristig angewendet wird. Seine Zollpolitik erhöht die Inflation, belastet Verbraucher und Handelspartner und verschärft geopolitische Spannungen. Auch wenn einige Zölle zur Förderung heimischer Industrien gerechtfertigt sein könnten, zeigt Trumps Ansatz, dass Zölle oft mehr schaden als nützen, wenn sie zu politischen Zwecken instrumentalisiert werden.