Die Weltklimakonferenz in Aserbaidschan steht vor der Herausforderung alarmierender Prognosen: Ohne drastische Emissionsreduktionen droht eine Erwärmung der Erde um mehr als drei Grad Celsius bis zum Jahr 2100. Die Geologin Kasia Sliwinska, die das Klima vergangener Erdzeitalter untersucht, verweist auf das Miozän, eine Periode vor 23 bis 7 Millionen Jahren, als die Temperaturen ähnlich hoch waren wie heute. In dieser Epoche herrschte eine langsame Erwärmung, die Palmen in Mitteleuropa wachsen und tropische Arten wie Elefanten-Vorfahren und Flamingos hier heimisch werden ließ (Bezug: SZ vom 11.11.24)

Doch während die Natur damals über Jahrtausende Zeit zur Anpassung hatte, schreitet die Erderwärmung heute deutlich schneller voran. Die rasche Zunahme von Treibhausgasen verändert das Klima in einem Tempo, das natürliche Anpassungen und stabile Umweltbedingungen zunehmend unmöglich macht. Dies bringt erhebliche Risiken für die Menschheit, deren gesamte Infrastruktur auf ein stabiles Klima ausgelegt ist.

Ein besonders drastisches Szenario zeichnet sich ab, wenn die Emissionen weiterhin steigen. Sliwinska warnt davor, dass wir im Extremfall ein Niveau an CO₂-Konzentration erreichen könnten, das seit dem frühen Eozän vor 54 bis 49 Millionen Jahren nicht mehr vorlag. Damals wuchsen Palmen in der heutigen Antarktis und lebten Alligatoren im hohen Norden. Dieses Klima, geprägt von intensiver Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit, ist für Menschen kaum vorstellbar und würde moderne Lebensformen unmöglich machen.

Die Erdgeschichte zeigt, dass das Klima langfristig ins Gleichgewicht zurückfinden kann. Doch die Geschwindigkeit des heutigen Klimawandels macht es unwahrscheinlich, dass Mensch und Natur diesen Prozess ohne gravierende Verluste überstehen könnten. Die Forschung zu vergangenen Klimaveränderungen liefert wertvolle Einblicke – dennoch erfordert die aktuelle Krise entschlossenes und schnelles Handeln, um die verheerendsten Szenarien zu vermeiden, was allerdings angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen sehr schwer zu realisieren ist.