Gehört Krypto den Rechten?
Die Frage, ob Kryptowährungen „den Rechten“ gehören, taucht immer wieder auf, wenn politische Akteure wie Donald Trump oder rechtspopulistische Bewegungen plötzlich das Potenzial von Bitcoin und Co. für sich entdecken. Auf den ersten Blick wirkt es paradox: Technologien, die ursprünglich aus einer libertären, teils anarchistischen Grundhaltung heraus entstanden, werden von politischen Kräften vereinnahmt, deren Programme oft autoritär, exklusiv und ungleichheitsverstärkend wirken.
Doch genau hier liegt der entscheidende Punkt: Krypto gehört niemandem. Weder Staaten noch Parteien, weder Regierungen noch Milliardären. Kryptowährungen sind als offene Protokolle gedacht, als gemeinschaftlich nutzbare Infrastruktur – ähnlich wie das Internet. Sie verkörpern das Versprechen einer Demokratisierung des Finanzwesens: Zugang für alle, Unabhängigkeit von zentralen Gatekeepern und die Möglichkeit, eigene ökonomische Spielräume zu schaffen.
Dass rechte Politiker Krypto für ihre Zwecke entdecken, ist kein Beweis für eine ideologische Nähe, sondern Ausdruck eines Machtkampfs um Deutungshoheit. Trump inszeniert Krypto als „Schutz vor staatlicher Gängelung“ – dabei zielt er weniger auf die Freiheit der Vielen als auf die Möglichkeit, Kapitalströme jenseits demokratischer Kontrolle zu lenken. Hier wird Krypto instrumentalisiert: aus einem Werkzeug für breitere Teilhabe wird ein Mittel zur Absicherung von Macht und Vermögen.
Die Gefahr liegt also nicht in der Technologie selbst, sondern in ihrer politischen Rahmung. Wer Krypto nur als Spekulationsobjekt oder als Schlupfloch für die Superreichen sieht, verfehlt den Kern: Es geht um Inklusion, nicht um Exklusivität. Um neue Finanzierungsformen für Start-ups, um die Einbindung von Menschen ohne Bankkonto, um die Chance, Zahlungen global und kostengünstig abzuwickeln. Genau hier unterscheidet sich eine demokratische Perspektive von einer autoritär-rechten Vereinnahmung.
Die entscheidende Frage lautet deshalb: Wird Krypto zum Werkzeug einer kleinen Elite oder zum Instrument einer breiten Gesellschaft? Antworten darauf hängen nicht nur von Technologie und Märkten ab, sondern von Regulierung, Bildung und öffentlichem Diskurs. Europa diskutiert MiCA und den digitalen Euro, um Vertrauen und Fairness herzustellen, wobei die Vorgehensweise oft nicht geschickt ist. In den USA versuchen Politiker, Krypto für Wahlkämpfe zu nutzen. Der Ausgang ist offen – und er wird bestimmen, ob sich die emanzipatorische Idee durchsetzt oder ob Krypto in die Hände jener fällt, die lediglich ihre eigenen Machtinteressen verfolgen.
Krypto gehört den Rechten also nicht – und den Linken auch nicht. Es gehört allen, die es nutzen, gestalten und regulieren. Der Anspruch, das Finanzwesen zu demokratisieren, bleibt die eigentliche Messlatte. Wer Krypto in den Dienst einer offenen, gerechten Gesellschaft stellt, macht die Technologie zu dem, was sie sein kann: ein Baustein für mehr Selbstbestimmung und ökonomische Teilhabe. Wer sie dagegen als Mittel zur Bereicherung Weniger oder zur politischen Spaltung missbraucht, verrät ihren Ursprung.
Am Ende wird sich zeigen, welche Kraft stärker ist: die ursprüngliche Vision einer dezentralen Demokratisierung – oder der Versuch, Krypto für die eigenen politischen Lagerkämpfe zu vereinnahmen.
Es folgt in wenigen Wochen eine ausführlichere Analyse!
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