Die neue Bundesregierung plant gigantische Investitionen: Hunderte Milliarden Euro sollen in Rüstung und Infrastruktur fließen. Die Dringlichkeit ist unbestritten: Mit dem Rückzug der USA unter Donald Trump aus der europäischen Sicherheitsarchitektur steht Deutschland vor einer massiven Herausforderung. Gleichzeitig ist die marode Infrastruktur des Landes ein Dauerproblem. Doch während Ankündigungen beeindruckend klingen, entscheidet letztlich die Umsetzung über Erfolg oder Scheitern.

Milliarden sind nicht gleichbedeutend mit Effizienz

Schon in der Vergangenheit gab es große Investitionsprogramme, die oft an Bürokratie, ineffizienten Strukturen und schlicht fehlenden Fachkräften scheiterten. Ein Beispiel dafür ist das 100-Milliarden-Sondervermögen der Bundeswehr, von dem bisher nur ein Bruchteil effektiv ausgegeben wurde. Ähnlich problematisch verliefen Investitionen in den Ausbau der digitalen Infrastruktur, bei denen zahlreiche Projekte aufgrund langsamer Genehmigungsverfahren und fehlender Kapazitäten ins Stocken gerieten. Die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands wurde durch das 100-Milliarden-Sondervermögen gestärkt, doch viele Mittel konnten gar nicht abgerufen werden. In der Infrastruktur sehen wir ähnliche Probleme: Der Investitionsstau ist enorm, aber das Geld allein sorgt nicht automatisch für eine funktionierende Umsetzung.

Die neue Regierung hat ehrgeizige Pläne: 500 Milliarden Euro sollen in Infrastrukturprojekte fließen, unter anderem in Schulen, Kitas, Straßen, Krankenhäuser, Schienen, Brücken und Digitalnetze. Doch wie wird sichergestellt, dass diese Mittel tatsächlich effizient genutzt werden?

Engpässe bei Fachkräften und Material drohen

Ein entscheidender Engpass ist der Fachkräftemangel. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlten 2023 rund 537.000 Fachkräfte in technischen und handwerklichen Berufen, was sich besonders in der Bau- und Rüstungsindustrie bemerkbar macht. Schon heute fehlt es in der Bau- und Rüstungsbranche an qualifiziertem Personal. Weder die Bundeswehr noch die Bauwirtschaft können ad hoc die benötigten Kapazitäten aufstocken. Wenn Ausschreibungen ins Leere laufen oder Unternehmen keine Kapazitäten für große Projekte haben, helfen auch die Milliarden wenig.

Hinzu kommen Materialknappheit und Produktionsengpässe. Die industrielle Fertigung kämpft weiterhin mit den Nachwirkungen globaler Lieferkettenprobleme. Selbst wenn Geld unbegrenzt verfügbar wäre, können Panzer, Munition oder Brücken nicht aus dem Nichts entstehen. Zusätzlich könnte die Konkurrenz um Ressourcen mit anderen europäischen Ländern die Preise in die Höhe treiben.

Notwendig: Entbürokratisierung und gezielte Planung

Damit diese milliardenschweren Programme nicht nur auf dem Papier große Zahlen bleiben, muss die neue Regierung entschlossen handeln:

  1. Planung und Genehmigungen beschleunigen: Bauprojekte in Deutschland dauern oft Jahre, bis sie überhaupt starten können. Eine radikale Entbürokratisierung ist notwendig, um Investitionen schneller in die Realität zu überführen.
  2. Fachkräfte gezielt anwerben und ausbilden: Ohne qualifizierte Arbeitskräfte bleibt jeder Finanzierungsplan ein Luftschloss. Programme zur Fachkräfteausbildung sowie eine erleichterte Zuwanderung sind unumgänglich.
  3. Effektive Industriepolitik betreiben: Strategische Partnerschaften mit Unternehmen könnten helfen, Engpässe bei Material und Produktion zu vermeiden. Langfristige Verträge und staatliche Förderung könnten eine stabile Produktionsbasis sichern.

Fazit: Ambitionierte Pläne brauchen realistische Umsetzung

Die geplanten Investitionen in Rüstung und Infrastruktur sind notwendig und sinnvoll. Laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2024 ist der Investitionsbedarf allein im Bereich der Verkehrsinfrastruktur auf über 500 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren angewachsen. Zudem warnt der Bundesrechnungshof regelmäßig vor ineffizienten Mittelflüssen, insbesondere bei Rüstungsprojekten, die häufig durch lange Beschaffungsprozesse verzögert werden. Experten wie der Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher betonen daher, dass strukturelle Reformen zur Effizienzsteigerung parallel zu den Finanzzusagen erfolgen müssen. Doch die große Herausforderung liegt nicht in der Bereitstellung der Milliarden, sondern in ihrer effizienten Verwendung. Ohne tiefgreifende Reformen in Verwaltung, Ausbildung und Industrie drohen die Programme ins Leere zu laufen. Die neue Bundesregierung steht daher vor einer doppelten Aufgabe: Sie muss nicht nur Geld bereitstellen, sondern auch sicherstellen, dass es effektiv eingesetzt wird. Denn nur dann kann aus Ankündigungen wirkliche Verbesserung entstehen.