Deutschland trocknet aus – und niemand will es wahrhaben
Alles hat mit Wirtschaft und Finance zu tun!
In immer mehr Regionen Deutschlands wird das Wasser knapp. Kommunen wie Hannover, Solingen oder Cochem verhängen Gießverbote, untersagen das Befüllen von Pools und warnen eindringlich vor Wasserverschwendung. Doch während viele Bürger solche Appelle ernst nehmen, bleibt das größere Problem unangetastet: die strukturelle ökologische Krise – und die kollektive Ignoranz ihr gegenüber.
Deutschlands Wasserhaushalt ist aus dem Gleichgewicht geraten. In rund der Hälfte aller Landkreise ist die Grundwassersituation bereits kritisch, in vielen Regionen sinken die Pegel dramatisch. Flüsse, Bäche, ja selbst einst verlässliche Seen verlieren kontinuierlich an Volumen. Laut Schätzungen sind in nur 25 Jahren rund 20 % der Wasservorräte verloren gegangen – eine Menge, die das Volumen des Bodensees übersteigt.
Diese Entwicklung ist kein temporäres Extrem, sondern Ausdruck einer langfristigen ökologischen Verwerfung. Der Wasserzyklus ist gestört. Böden sind versiegelt, Hitzeperioden nehmen zu, Starkregen fließt oberflächlich ab, statt in den Boden zu sickern. Der natürliche Speichermechanismus funktioniert nicht mehr. Doch anstatt diesen Zustand als das zu begreifen, was er ist – ein massives Warnsignal –, tun Politik und Gesellschaft so, als sei alles wie immer.
Die Politik hat vor zwei Jahren eine umfassende Wasserstrategie beschlossen – 78 Maßnahmen gegen den Wasserschwund. Doch umgesetzt wurde fast nichts. Keine konsequente Flächenentsiegelung. Kein intelligentes Regenwassermanagement. Keine Verpflichtung für Großverbraucher zu geschlossenen Wasserkreisläufen. Stattdessen: Symbolpolitik und Appelle an die Bevölkerung, während Industrie, Agrarbetriebe und Energiekonzerne rund 70 % des Wassers entnehmen – vielerorts kostenlos. In Bayern, Hessen oder Thüringen zahlen sie gar nichts.
Es ist eine bequeme Verdrängung: Weil das Wasser aus dem Hahn noch fließt, glauben viele, es sei ausreichend vorhanden. Starkregen täuscht Fülle vor, dabei verschärft er das Problem. Was fehlt, ist nicht Wasser in der Luft – sondern Wasser im Boden. In den tieferen Schichten, wo es gespeichert und nutzbar gemacht werden kann.
Diese Ignoranz ist brandgefährlich. Nicht nur, weil sie unsere Wasserversorgung bedroht, sondern auch, weil sie die ökologische Balance zerstört. Trockene Böden verlieren ihre Fruchtbarkeit. Wälder sterben, weil sie keine Feuchtigkeit mehr halten können. Ökosysteme kollabieren still und schleichend.
Wenn wir weiterhin die Augen verschließen – aus Bequemlichkeit, wirtschaftlichen Interessen oder mangelndem Bewusstsein –, wird die Wasserkrise zur Lebenskrise. Was es jetzt braucht, ist nicht ein paar Bußgelder für das Rasensprengen. Es braucht eine radikale Umkehr: ökologisch, politisch und gesellschaftlich.
Wasser ist kein unbegrenzter Rohstoff. Es ist das Fundament unseres Lebens – und der Maßstab für unsere Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
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