Deutschland ohne Autoindustrie?
Die deutsche Autoindustrie, jahrzehntelang ein Stützpfeiler der Wirtschaft, sieht sich heute mit erheblichen Problemen konfrontiert. Ökonomen warnen vor einem drastischen Rückgang der Produktion und einem damit einhergehenden Verlust von Arbeitsplätzen und Innovationskraft (siehe auch Artikel in der SZ vom 13.11.24: Deutschland ohne Autoindustrie). Zwar beträgt der Anteil der Autoindustrie an der Bruttowertschöpfung nur noch 3,9 Prozent, doch dieser Wert ist irreführend niedrig: Die Wertschöpfung der Autoindustrie strahlt auf zahlreiche Zulieferer aus, von denen wiederum viele Arbeitsplätze abhängen.
Die Abschaffung der staatlichen E-Auto-Förderung im Jahr 2023 hat der Transformation der Branche einen Schlag versetzt. Diese Entscheidung kam unerwartet und hat sowohl bei Herstellern als auch bei Konsumenten für Unsicherheit gesorgt. Diese Maßnahme fügt sich in eine Reihe von strukturellen Herausforderungen ein, denen die Branche bereits gegenübersteht. Wie Opel-Chef Florian Hüttl betonte, rechnet die Industrie mit einer insgesamt stagnierenden Nachfrage in Europa. Dies wird durch hohe Energiepreise, Arbeitskosten und zunehmende Konkurrenz aus China verschärft – alles Zustände, aus denen Krisen erwachsen.
Die Bedeutung stabiler Nachfrageabschätzungen muss immer wieder betont werden. Ein verlässlicher Rahmen schafft Planbarkeit und verringert die Risiken, die sich bei abrupten Änderungen ergeben. Die Förderung für E-Autos spielte eine wichtige Rolle darin, Konsumenten zu überzeugen, den Schritt hin zur Elektromobilität zu wagen. Verbraucher wurden nach der Abschaffung vorsichtiger und hielten sich beim Kauf eines Elektroautos ohne Förderung zurück, was wiederum die Nachfrageerwartungen der Hersteller trübte.
Hinzu kommt: Immer mehr Menschen, besonders in der jüngeren Generation, sehen das Auto nicht mehr als Statussymbol.
Die deutsche Autoindustrie hat den Umstieg auf E-Mobilität im Vergleich zu anderen Ländern nur langsam vollzogen und steht unter wachsendem Druck, insbesondere in ihrem größten Wachstumsmarkt, China – zumal viele Autohersteller hierzulande auf höherpreisige Autos setzten. Laut dem Ökonomen Sebastian Dullien ist die Branche jedoch noch nicht verloren, wenn der Wandel entschlossen vorangetrieben wird. Die Autoindustrie wird in Deutschland wohl weiter bestehen, allerdings in einer deutlich verkleinerten Form, die auf neue Technologien und nachhaltigere Produkte setzt.
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