Der schwache Dollar – unterschätztes Risiko für deutsche Anleger
Seit Monaten verliert der US-Dollar gegenüber dem Euro an Wert – ein Phänomen, das viele Privatanleger zunächst kaum beachten. Doch der Effekt ist erheblich: Für einen Dollar erhält man derzeit nur noch 0,86 Euro, nachdem es Anfang des Jahres noch 0,96 Euro waren. Für Urlauber mag das erfreulich sein, für Anleger in US-Aktien oder globalen ETFs bedeutet es jedoch einen realen Wertverlust.
Wie Wechselkurse die Rendite beeinflussen
Die Mechanik dahinter ist einfach: Wer in US-Unternehmen investiert, hält Vermögenswerte, die in Dollar notieren. Fällt der Wechselkurs, sinkt der in Euro umgerechnete Wert automatisch.
Eine Aktie, die Anfang Januar 100 Dollar kostete (rund 97 Euro), wäre heute – bei gleichem Kurs – nur noch 86 Euro wert. Selbst wenn die Aktie im selben Zeitraum um neun Prozent auf 109 Dollar gestiegen ist, bleibt nach Umrechnung in Euro ein reales Minus von etwa drei Prozent. Der Dollar frisst also einen Teil der Rendite auf – und das völlig unabhängig davon, ob der ETF oder die Aktie selbst in Euro oder Dollar gehandelt wird.
US-Lastigkeit als stilles Risiko
Dieses Risiko betrifft vor allem Anleger in Fonds wie den MSCI World oder den S&P 500, die stark US-lastig sind. Viele sehen nun die Lösung darin, Gelder in europäische Aktien umzuschichten. Tatsächlich haben europäische Märkte zuletzt von der Unsicherheit in den USA profitiert, und ETFs auf Indizes wie den Stoxx Europe 600 oder MSCI Europe legten stärker zu.
Doch dieser Trend ist nicht garantiert. Auch Europa steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen, und Währungseffekte sind selten dauerhaft. Eine Umschichtung allein aus Wechselkursgründen wäre daher kurzsichtig.
Absicherung kostet Netto-Rendite
Eine Alternative bieten sogenannte Hedged-ETFs – währungsgesicherte Fonds, die das Wechselkursrisiko über Termingeschäfte neutralisieren. Ein Beispiel ist der iShares S&P 500 EUR Hedged ETF. Dabei werden Dollar und Euro regelmäßig zu festgelegten Kursen getauscht, sodass Verluste durch eine Dollar-Abwertung teilweise ausgeglichen werden. Für Privatanleger klingt das ideal, doch der Schutz hat seinen Preis.
Hedged-ETFs verursachen höhere laufende Verwaltungskosten, die in der sogenannten Gesamtkostenquote (TER) ausgewiesen werden. Während ein ungesicherter S&P-500-ETF meist nur 0,07 % bis 0,10 % pro Jahr kostet, liegt die TER eines abgesicherten ETFs bei rund 0,20 %. Das klingt gering, verdoppelt aber auf lange Sicht die Kostenbelastung. Bei 10.000 Euro Anlage sind das 20 Euro statt 10 Euro pro Jahr – und diese Differenz summiert sich über die Jahre. Ursache sind die regelmäßigen Termingeschäfte, die der Anbieter zur Absicherung der Währung durchführen muss.
Zudem verzichten Anleger auf mögliche positive Währungseffekte, wenn der Dollar später wieder steigt – dann bleibt der Gewinn aus der Aufwertung aus, weil der Wechselkurs bereits fest vereinbart wurde.
Für Langfristanleger: Ruhe bewahren
Langfristige Investoren können meist gelassen bleiben. Wechselkurse schwanken über Jahre hinweg, ohne dass sich ein klarer Trend ergibt. Vor zehn Jahren lag der Dollar bei 0,89 Euro, vor zwanzig Jahren bei 0,81 Euro – über lange Zeiträume gleichen sich die Effekte weitgehend aus. Wer also regelmäßig investiert und nicht kurzfristig verkaufen muss, kann die aktuelle Schwächephase aussitzen.
Für Kurzfristanleger: Teilweise absichern
Anders sieht es bei kurzfristigen oder taktischen Strategien aus. Wer seine Gewinne in den kommenden Monaten realisieren möchte, sollte prüfen, ob eine teilweise Absicherung sinnvoll ist – entweder durch Hedged-ETFs oder eine breitere Streuung in europäische oder globale Titel mit geringerem Dollaranteil.
Fazit: Währung als Renditetreiber oder -bremse
Der Dollarverlust ist mehr als eine Randnotiz – er kann die Rendite eines Portfolios spürbar schmälern. Dennoch ist Panik fehl am Platz. Für langfristig orientierte Anleger gilt: Geduld ist meist die beste Absicherung. Wer hingegen kurzfristige Ziele verfolgt, sollte Währungsrisiken aktiv managen.
In beiden Fällen lohnt es sich, die Wechselkursentwicklung künftig stärker in die eigene Anlagestrategie einzubeziehen – denn in einer globalisierten Finanzwelt entscheidet nicht nur die Börse, sondern auch die Währung über den Erfolg einer Investition.
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