Donald Trump hat es geschafft, die Weltwirtschaft ins Chaos zu stürzen – diesmal mit einer Serie von Strafzöllen, deren absurde Berechnungsgrundlage bereits für sich genommen Anlass zur Sorge ist. Doch warum sind diese Zölle nicht nur ökonomischer Unsinn, sondern auch gefährlich für den Wohlstand?

Die US-Regierung hat eine neue Formel kreiert, um Zolltarife festzulegen. Statt reale Handelsbarrieren oder Wettbewerbsverzerrungen zu messen, wählte Trump eine völlig banale Basis: Die Strafzölle orientieren sich an den Handelsüberschüssen anderer Länder gegenüber den USA. China erhielt beispielsweise einen Zollsatz von satten 34 Prozent – abgeleitet einzig aus der Tatsache, dass es eben mehr in die USA exportiert als umgekehrt.

Diese Methode hat mit seriöser Wirtschaftspolitik nichts zu tun, sondern erinnert vielmehr an eine Milchmädchenrechnung: Sie unterstellt fälschlicherweise, dass jeder Handelsüberschuss unfair und schädlich sei. Doch die Realität ist komplexer. Handelsüberschüsse entstehen oft durch wirtschaftliche Vorteile, etwa niedrigere Lohnkosten oder effizientere Produktionsmethoden im Ausland.

Handelsdefizit durch Stärke – nicht Schwäche

Hinzu kommt ein entscheidender Punkt, der oft übersehen wird: Die USA profitieren durch ihr starkes Finanzsystem und ihre Rolle als globale Reservewährung erheblich. Diese dominante Position führt automatisch zu Kapitalzuflüssen, da Investoren weltweit ihr Geld bevorzugt in sicheren, liquiden US-Vermögenswerten anlegen – insbesondere in US-Staatsanleihen. Diese Kapitalzuflüsse wiederum erzeugen zwangsläufig Handelsdefizite¹. Denn wenn ausländische Investitionen stark in die USA fließen, steigt der Wert des Dollars, was US-Exporte verteuert und Importe verbilligt. Somit ist ein Handelsdefizit nicht zwangsläufig Ausdruck einer wirtschaftlichen Schwäche, sondern in den USA oft sogar Ausdruck von wirtschaftlicher Stärke und globalem Vertrauen.

Die versteckten Kosten: Was Trumps Politik wirklich anrichtete

Die Folgen von Trumps Zollpolitik während seiner ersten Amtszeit (2017–2021) sind dramatisch und betrafen Millionen Menschen direkt und indirekt:

  • Laut einer Studie des Congressional Budget Office (CBO) führten Trumps Zölle im Durchschnitt zu Mehrkosten von jährlich etwa 580 US-Dollar pro Haushalt². Besonders betroffen waren alltägliche Produkte wie Haushaltsgeräte, Elektronik und Kleidung.
  • Laut dem Think Tank „Trade Partnership Worldwide“ vernichteten Trumps Handelskriege bis Ende 2019 rund 300.000 Arbeitsplätze³, darunter viele in der Industrie, im Handel und in der Landwirtschaft. Selbst Branchen, die geschützt werden sollten, verloren teilweise mehr Stellen, als geschaffen wurden.
  • Besonders dramatisch war die Situation für US-Landwirte, da China als Gegenmaßnahme die Sojaimporte drastisch reduzierte. Allein 2018 sank der Sojaexport nach China um 74 Prozent⁴ – Verluste, die mit milliardenschweren Hilfspaketen der US-Regierung ausgeglichen werden mussten.
  • Laut Berechnungen von Bloomberg verursachten die Unsicherheiten durch die Zollpolitik bis 2019 einen Verlust von etwa zwei Billionen Dollar an Marktwert allein an der Wall Street⁵. Aktienfonds und Pensionsfonds litten darunter erheblich, was langfristig Millionen Menschen in ihrer Altersvorsorge betraf.
  • Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) reduzierten Handelskonflikte das weltweite Wirtschaftswachstum bereits im Jahr 2019 um etwa 0,8 Prozentpunkte⁶. Das bedeutet weniger Wohlstand und weniger Beschäftigung nicht nur in den USA, sondern weltweit.

Weil die Zollmaßnahmen dieses Mal umfangreicher ausfallen, dürften die Konsequenzen noch dramatischer sein.

Die Dienstleistungsbilanz – ein Lichtblick in der US-Außenwirtschaft

Wenig beachtet, aber von großer Bedeutung: Die USA erzielen regelmäßig einen massiven Überschuss in der Dienstleistungsbilanz. Besonders in Bereichen wie Finanzdienstleistungen, IT, Bildung und Tourismus exportieren die Vereinigten Staaten jährlich rund 250 Milliarden US-Dollar mehr als sie importieren7. Dieser Bereich zeigt, dass die USA in vielen Sektoren weiterhin international wettbewerbsfähig sind – unabhängig von der Warenbilanz.

Rechtsunsicherheit und Marktverwerfungen

Auch juristisch steht Trumps Vorgehen auf dünnem Eis. Der Präsident stützt seine Maßnahmen auf weitreichende Befugnisse des „International Emergency Economic Powers Act“8. Doch Experten hinterfragen mittlerweile, ob der Kongress seine Kontrollpflichten nicht fahrlässig an die Exekutive delegiert hat. Damit könnte auch ein Verfassungsproblem entstehen.

Fazit: Populismus ersetzt keine ökonomische Logik

Trumps Zollpolitik beweist: Wirtschaftspolitik, die auf vereinfachenden, populistischen Formeln basiert, ist nicht nur ineffektiv, sondern auch gefährlich. Sie erhöht künstlich die Preise, belastet die Konsumenten, führt zu Marktverwerfungen und reduziert langfristig die internationale Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Wirtschaft. Der vermeintliche „Schutz“ der amerikanischen Wirtschaft wird so zu einem teuren Bumerang, der allen Bürgern teuer zu stehen kommt.


Fußnotenverzeichnis:

  1. Vgl. Martin Wolf: Why trade deficits matter less than you think, Financial Times (2017).
  2. Congressional Budget Office (2020): The Budgetary and Economic Effects of Terminating the Additional Tariffs on Chinese Goods.
  3. Trade Partnership Worldwide (2019): Estimated Impacts of Tariffs on the U.S. Economy and Workers.
  4. U.S. Department of Agriculture (2019), Foreign Agricultural Service.
  5. Bloomberg (2019): Tariffs Have Wiped Out $2 Trillion in Stock Market Value Since 2018.
  6. International Monetary Fund (IMF, 2019): World Economic Outlook: Global Manufacturing Downturn, Rising Trade Barriers.
  7. U.S. Bureau of Economic Analysis (BEA), „U.S. International Transactions“ – https://www.bea.gov
  8. Kitco News, Reuters Commodities, sowie juristische Einordnung des IEEPA (z. B. durch Brookings Institution).