Die Verschuldung des Staates erhöht Anleihenrenditen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Zinspolitik zuletzt erneut gelockert und den Leitzins auf 2,5 Prozent gesenkt. Die jüngsten Entwicklungen werfen jedoch die Frage auf, ob weitere Zinssenkungen noch möglich oder sinnvoll sind. Denn Deutschlands geplante Neuverschuldung zur Finanzierung umfangreicher Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung löst Unsicherheit an den Finanzmärkten aus und treibt die Renditen der Staatsanleihen nach oben.

Die angekündigten 500 Milliarden Euro, die Deutschland zusätzlich in Infrastruktur investieren möchte, sowie die Lockerung der Schuldenbremse zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben haben bereits deutliche Marktreaktionen ausgelöst. Innerhalb weniger Tage stiegen die Zinsen zehnjähriger Bundesanleihen von 2,4 % auf 2,9 %. Dies ist der stärkste Renditeanstieg seit der Wiedervereinigung. Da deutsche Bundesanleihen traditionell als sichere Referenz für Zinssätze in der gesamten Eurozone gelten, könnten diese höheren Renditen weitreichende Folgen haben.

Höhere Renditen bei Staatsanleihen erhöhen grundsätzlich die Finanzierungskosten nicht nur für den Staat, sondern auch für Unternehmen und private Haushalte. Beispielsweise könnten mittelständische Unternehmen, die Investitionen planen, mit höheren Finanzierungskosten konfrontiert sein, was wiederum Investitionen verlangsamen könnte. Auch Verbraucher spüren den Effekt unmittelbar, etwa durch höhere Hypothekenzinsen. So könnte beispielsweise eine Familie, die einen Immobilienkredit über 300.000 Euro aufnimmt, bei einem Anstieg der Zinsen um nur einen Prozentpunkt jährlich rund 3.000 Euro mehr zahlen.

Allerdings birgt die geplante Verschuldung nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Werden die aufgenommenen Mittel klug und produktiv investiert, könnten sie Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit langfristig deutlich stärken. Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung oder Verteidigung können Arbeitsplätze schaffen, technologische Innovationen fördern und langfristig die Wirtschaftsleistung der Eurozone erhöhen. Damit könnten die positiven wirtschaftlichen Impulse die höheren Kreditkosten durchaus rechtfertigen.

Dennoch befindet sich die EZB in einem geldpolitischen Dilemma. Ihre jüngsten Zinssenkungen zielten darauf ab, das Wirtschaftswachstum zu unterstützen und gleichzeitig die Inflation bei rund 2 % zu stabilisieren. Doch steigende Staatsausgaben und höhere Löhne könnten die Inflation mittelfristig eher antreiben als bremsen. Schon heute liegt die Inflationsrate bei 2,4 %, leicht über dem EZB-Ziel. Sollte die Inflation aufgrund steigender Löhne und der expansiven Fiskalpolitik weiter steigen, hätte die EZB kaum noch Spielraum für weitere Zinssenkungen. Von der chaotischen Wirtschaftspolitik Trumps ist hier noch gar nicht die Rede!

Die Erfahrungen aus der Euro-Schuldenkrise 2011 zeigen, dass Marktvertrauen sehr fragil sein kann. Zwar erscheint eine neue Staatsschuldenkrise aktuell unwahrscheinlich, da Deutschland eine solide Kreditwürdigkeit besitzt. Doch wie schnell Märkte reagieren können, wurde 2022 deutlich, als Großbritannien aufgrund von nicht finanzierbaren Steuerplänen von Liz Truss einen drastischen Zinsanstieg und einen Einbruch der Währung erlebte. Die Gefahr eines Vertrauensverlustes sollte daher nicht unterschätzt werden.

Fazit: Deutschland und die EZB stehen vor der Herausforderung, die richtige Balance zwischen Wachstum und Stabilität zu finden. Entscheidend wird sein, wie nachhaltig und produktiv die Investitionen eingesetzt werden. Wenn es gelingt, langfristiges Wachstum zu generieren, könnten sich die kurzfristig höheren Kreditkosten als gerechtfertigt erweisen. Klientelbedienung wie Mütterrente etc ist nicht hilfreich!