Wenn die Privatrente schrumpft – Wie Versicherer das Vertrauen in die Altersvorsorge verspielen
Die private Altersvorsorge gilt neben der gesetzlichen Rente als unverzichtbare zweite Säule der Ruhestandsfinanzierung. Millionen Deutsche haben in den letzten Jahrzehnten in Riester-Verträge, betriebliche Altersversorgung oder private Rentenversicherungen investiert – im Glauben, sich ein zusätzliches, verlässliches Einkommen für den Ruhestand zu sichern. Doch für viele wird diese Hoffnung enttäuscht. Der Grund: Zahlreiche Versicherer – allen voran Marktführer wie die Allianz – haben still und leise die sogenannten Rentenfaktoren gesenkt. Das Ergebnis sind dauerhafte Rentenkürzungen auf unbestimmte Zeit.
Was ist passiert?
Der Rentenfaktor bestimmt, wie viel monatliche Rente Versicherte pro 10.000 Euro Vertragsguthaben erhalten. Wenn dieser Faktor sinkt, verringert sich die spätere Auszahlung – auch wenn die Beiträge gleichbleiben oder das Kapital sogar wächst. Im Fall eines Versicherten der Metallrente sank der Rentenfaktor von ursprünglich 51,43 auf nur noch 33,70 – das entspricht einem Rentenverlust von rund einem Drittel. Und das nicht nur für einen Monat, sondern über Jahrzehnte.
Offiziell begründen Versicherer diese Eingriffe mit gesunkenen Kapitalmarktzinsen und steigender Lebenserwartung. Doch die Frage, warum bei wieder steigenden Zinsen keine Gegenbewegung erfolgt, bleibt unbeantwortet. Die Allianz etwa verweist auf „Treuhänderprüfungen“ – bleibt aber Antworten zu kundenfreundlicheren Lösungen schuldig.
Die Politik der stillen Enteignung
Die Folge ist gravierend: Wer sich über Jahrzehnte auf eine lebenslange Zusatzrente eingestellt hat, steht nun mit einem deutlich geringeren Einkommen im Alter da – ohne Einflussmöglichkeit. Besonders betroffen sind fondsgebundene Verträge, bei denen von vornherein keine feste Rente in Euro garantiert wurde, sondern nur ein Rentenfaktor.
Verbraucherschützer schlagen Alarm – und gehen juristisch gegen die Praxis vor. Erste Urteile geben ihnen recht: Mehrere Land- und Oberlandesgerichte halten die Kürzungsklauseln für unzulässig. Die Richter argumentieren, die Versicherer benachteiligten Kunden unangemessen und würden einseitig eigene Interessen verfolgen. Doch fast alle Urteile sind noch nicht rechtskräftig – der Bundesgerichtshof muss nun entscheiden.
Was können Sparer tun?
Zunächst ist Wachsamkeit gefragt: Jeder sollte seine Verträge prüfen und in den jährlichen Standmitteilungen nachsehen, ob sich der Rentenfaktor verändert hat. Wer eine Kürzungsmitteilung erhalten hat, kann mit einem Musterbrief der Verbraucherzentralen die Rückkehr zum ursprünglichen Rentenfaktor fordern – auch wenn die Erfolgschancen ohne höchstrichterliches Urteil begrenzt sind.
Wer die Wahl hat, sollte auch prüfen, ob die Kapitalauszahlung statt Verrentung sinnvoller ist – insbesondere bei fondsgebundenen Verträgen. Denn je niedriger der Rentenfaktor, desto mehr Jahre muss man leben, bis sich die Verrentung überhaupt lohnt.
Fazit
Das Vertrauen in die private Altersvorsorge ist durch das Verhalten vieler Versicherer massiv beschädigt worden. Wer im Rentenalter nicht böse überrascht werden will, sollte seine Verträge aktiv hinterfragen, gegebenenfalls rechtliche Hilfe suchen – und vor allem: künftig auf Produkte setzen, bei denen Transparenz, Flexibilität und echte Kundennähe zählen. Denn Altersvorsorge darf kein Spiel mit dem Kleingedruckten sein – sondern muss verlässlich, verständlich und fair bleiben. Vielleicht ist es in Zukunft sinnvoll, die Vorsorge in eigene Hände zu nehmen (siehe auch die Beiträge zum Vermögensaufbau auf meinen Blogs) und sich von einem Bot unterstützen zu lassen (ChatGPT kann hier wertvolle Hilfe leisten).
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