Palantir-Chef Alex Karp und Deutschland: Eine Vertrauensfrage
Im jüngsten Interview schlägt Palantir-CEO Alex Karp einen bemerkenswert scharfen Ton an. Deutschland, so Karp, spiele technologisch kaum noch eine Rolle, sei zögerlich, ängstlich und politisch gelähmt. Der Satz „Niemand spricht mehr über Deutschland“ ist dabei weniger Analyse als Abwertung – und genau darin liegt das Problem.
Denn dieser Mann steht an der Spitze eines Unternehmens, dessen Software von deutschen Sicherheitsbehörden zur Analyse hochsensibler Daten eingesetzt wird. Palantir verarbeitet keine belanglosen Informationen, sondern Daten mit unmittelbarer Relevanz für Grundrechte, Ermittlungen und staatliche Sicherheitsarchitekturen.
Karps Interview wirft deshalb eine unbequeme Frage auf:
Kann – und sollte – Deutschland einem CEO vertrauen, der das Land öffentlich derart gering schätzt?
Zwei Punkte sind dabei entscheidend:
Erstens: Haltung ist kein Nebenthema.
Karp präsentiert sich nicht als neutraler Technologieanbieter, sondern als politisch argumentierender Akteur. Er verbindet Technologie mit klaren weltanschaulichen Positionen, spricht von westlicher Überlegenheit, von Ordnungspolitik, von geopolitischer Härte. Das ist legitim – aber es steht in Spannung zu dem Anspruch, ein vertrauenswürdiger Partner für einen demokratischen Rechtsstaat zu sein, der besonders sensibel mit Macht, Daten und Kontrolle umgehen muss.
Zweitens: Abhängigkeit und Souveränität.
Palantir ist tief im US-Sicherheitsapparat verwurzelt. Auch wenn Daten formal in Deutschland bleiben, entsteht eine strategische Abhängigkeit – technologisch, organisatorisch und perspektivisch. Wenn der CEO dieses Unternehmens Deutschland offen als irrelevanten Akteur darstellt, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie ernst er europäische Datenschutz-, Rechts- und Souveränitätsinteressen tatsächlich nimmt.
Das Interview wirkt daher weniger wie ein Weckruf für Deutschland, sondern eher wie ein Warnsignal für deutsche Behörden. Nicht, weil Palantir technisch unfähig wäre – sondern weil Vertrauen im Umgang mit staatlicher Macht mehr verlangt als funktionierende Software. Es verlangt Respekt vor den Institutionen, der politischen Kultur und den normativen Grundlagen eines Landes.
Fazit:
Deutschland sollte nicht reflexhaft auf Palantir verzichten – aber ebenso wenig reflexhaft vertrauen. Das Interview von Alex Karp zeigt, dass es hier nicht nur um Technologie geht, sondern um Haltung, Machtverständnis und digitale Souveränität. Und genau dort wird die Zusammenarbeit heikel.
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